Blogbild Pro Abtreibung oder pro Kind oder geht auch beides

„Pro Abtreibung oder pro Kinder oder geht auch beides?“

Puh!

Die Tanja von sternenkinder.org stellt mir wirklich spannende Fragen.

Diese Frage klingt auf den ersten Blick nach „schwarz oder weiß“, „hell oder dunkel“, „1 oder 0“ und wo wir gerade bei „1 oder 0“ sind: Sie könnte auch fragen „in welchem Team spielst du“?

Aber so sind ihre Fragen.

Nicht ganz so einfach zu beantworten.

Das erste Mal ging es um Obduktion von Sternenkindern, ja oder nein?

Dann fragte sie: Sammelgräber, Einzelgrab oder gar kein Grab für Sternenkinder?

Und jetzt kommt sie mit der Abtreibungsfrage um die Ecke.

Doch bevor ich meine Gedanken ausführlich teile, hole ich dich kurz zu den Blickwinkeln ab.


Kleiner Exkurs zur Blickwinkelreihe

Worum geht es bei der Reihe BlickwinkelAuf ein und dieselbe Frage, in derselben Situation, gibt es unterschiedlichste Antworten. Auch wenn sich Sterneneltern in ähnlichen Lebensumständen befinden und sie ihre Sternenkinder aus dem gleichen Grund, vielleicht sogar in der gleichen Schwangerschaftswoche verabschiedet haben: Alle machen ihre ganz eigenen Erfahrungen.

So sind die Blickwinkelartikel entstanden: Tanja Wirnitzer hat über das Thema Sternenkinder viele Eltern kennengelernt und gemerkt, so sehr sie mit vielen auf einer Wellenlänge ist, so unterschiedlich ist doch die Art und Weise, wie die Paare mit der Situation umgehen. Sie wollte mehr erfahren und die Idee der Blickwinkelartikel war geboren.

Tanja Wirnitzer lädt alle dazu ein, die eigenen Blickwinkel zu teilen. Auf www.sternenkinder.org/Blickwinkel finden sich die Themen und an tanja@sternenkinder.org sendest du deinen Beitrag. Auch Ideen für neue Blickwinkelfragen sind jederzeit herzlich willkommen.


Hinweis: Als Service für dich habe ich im Beitrag Produkte oder Dienstleistungen verlinkt. Affiliate-Links sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet. Ich erhalte bei deinem Einkauf eine Provision, ohne dass du mehr zahlst. 

Bis 2023 war ich beim Thema Abtreibung im Team „unentschieden

Als ich 16 war, hatten wir im Ethikunterricht das Thema „Abreibung“ auf dem Stundenplan.

„Wie würdet ihr entscheiden?“

Während zwischen den beiden Gruppen heiß diskutiert wurde, saß ich zwischen den Stühlen.

Ich konnte sowohl die Argumente für die Abtreibung verstehen als auch die Argumente, die gegen eine Abtreibung und damit für das Kind sprachen.


Definitiv keine leichte Entscheidung.
Bis 2023 ging die Debatte für mich im „unentschieden“ aus.

Dann war ich schwanger und „pro Kind“ bis zu dem Moment, als wir in der 22. Schwangerschaftswoche die Diagnose „Spina bifida“ bekamen.

Ich musste eine Entscheidung treffen.

Wie ich das gemacht habe, kannst du im Buch Schwere Entscheidungen leicht treffen* nachlesen.

Wenn ich andere Menschen dazu frage, dann haben dazu übrigens alle eine Meinung.

Es gibt 3 Varianten:

A: Dafür.

B: Dagegen.

C: Ist doch deine Sache. Aber wenn ich in deiner Lage gewesen wäre, hätte ich A/B gemacht.


Hier gibt es also keine halben Sachen.

Dafür oder dagegen.

Es ist wie mit dem Schwanger sein – nur ein bisschen geht nicht.


In meiner Situation machte ich mir bewusst: Alle haben eine Meinung. Doch ich bin die, die mit der Entscheidung weiterlebt und mit den Konsequenzen umgehen wird.

Es war eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera und ich entschied mich für die Abtreibung.

Ich bin übrigens dafür, dass wir nicht von „Abtreibung“, sondern von einem „Schwangerschaftsabbruch“ sprechen.

Warum?

Aus dem einfachen Grund, weil das Wort „Abtreibung“ mittlerweile durch viele emotionale aufgeladene Debatten stark negativ geprägt ist, während der „Schwangerschaftsabbruch“ einen medizinischen und sachlichen Vorgang ohne Bewertung beschreibt.

Außerdem wird mit der „Abtreibung“ häufig eine egoistische Entscheidung verbunden und da mache ich dann gleich das nächste Fass auf.



Was Egoismus mit Kindern und Entscheidungen zu tun hat

Mal ehrlich: Ist nicht jede Schwangerschaft egoistisch?

Ob ein Kind, ob mit Beeinträchtigung oder ohne, ein lebenswertes und erfülltes Leben haben wird, könnte nur das Kind selbst sagen.

Die zu treffende Entscheidung liegt jedoch zeitlich davor.

Ob eine Frau grundsätzlich ein Kind bekommt oder nicht, ist also ohnehin eine egoistische Entscheidung.

Und jede Frau kann sich im Laufe ihres Lebens umentscheiden.

Was den Teil der Frage klärt „… oder geht auch beides?“

Wenn sie schwanger ist und dann die Entscheidung für oder gegen das Kind treffen muss, handelt es sich ebenfalls um eine egoistische Entscheidung – nur dass hier nicht beides geht.

Es geht in der Situation und bei der Entscheidung ausschließlich darum, ob die Frau ein lebenswertes und erfülltes Leben hat – mit oder ohne Kind (mit Beeinträchtigung).
Denn dass ihr Leben glücklich und erfüllt ist, ist ihre Verantwortung und hängt immer von ihren Entscheidungen ab.

Um diese Entscheidung im eigenen Sinne zu treffen, will ich zum Wort Egoismus noch zwei Buchstaben ergänzen.

Ich drehe das Glücksrad und wähle T und S.

Bisschen Buchstabenmathe: Egoismus + T + S = Ego isT musS!


Die Frau braucht ihr gesundes Ego und ihr Bewusstsein, um eine Entscheidung in ihrem Sinne zu treffen.

Ich nenne das: Selbstliebe.



Liebe ging in meinem Fall über die Selbstliebe hinaus, denn ich wollte weder mir und meiner Familie noch meiner Tochter ein Leben mit Beeinträchtigung zumuten.

Team Selbstbestimmung – Mein Körper, meine Entscheidung

Als Frau geht es mir um meine Selbstbestimmung.

Es ist mein Leben.

Mein Körper.

Ich trage das Risiko und die Verantwortung.

Da will ich auch selbst entscheiden, ob ich ein Kind bekomme oder nicht.

Da will ich im Falle einer „ungewollten Schwangerschaft“ auch entscheiden, ob ich meine Schwangerschaft fortsetze oder abbreche.

Einschub: Eine ungewollte Schwangerschaft ist es für mich auch, wenn ich eine pränatale Diagnose bekomme, denn dann wendet sich das Blatt.

So habe ich die Schwangerschaft nämlich nicht gewollt.

Für mich ist es ganz wichtig, dass jede Frau ganz selbstbewusst eine Entscheidung für sich und ihr Leben trifft.

Da gibt es keine richtige und keine falsche Entscheidung.

Es gibt nur die Entscheidung, die die Frau in IHREM Sinne trifft.


Und deshalb sollte die Entscheidung genau überlegt sein, damit später kein „vielleicht hätte ich lieber doch anders entschieden …“ begleitet von einem Schuldgefühl hochkommt.


Nochmal zurück zum Thema Verantwortung

Von einer Abtreibungsgegnerin wurde mir gesagt, dass ich meine Tochter nach der Geburt zur Adoption hätte freigeben können.

Wie verantwortungsvoll ist das denn bitte?!

Mit dieser Entscheidung wäre ich niemals glücklich geworden.

Fazit: Es ist kompliziert.

Es ist und bleibt eine individuelle Entscheidung, die jede Frau für sich treffen sollte.

Dann noch eine letzte Sache:

Ich diskutiere gerne über Leben und Tod.

Doch wenn jemand mit mir über „Leben und Tod“ bzw. „Abtreibung oder Kind“ diskutieren will, dann bitte ich darum, dass man sich VORHER die Zeit nimmt, um mein Buch Schwere Entscheidungen leicht treffen* komplett zu lesen.

Denn nur so finden wir vielleicht das, was wirklich zählt: Verstehen statt Verurteilen.

Vielfalt beginnt nicht bei Weltanschauung, Religion, Alter, sexueller Orientierung, sozialer Herkunft, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Geschlecht oder geschlechtlicher Identität, Nationalität und ethnischer Herkunft.

Vielfältigkeit beginnt in meiner Betrachtung bei der Persönlichkeit.

Beim individuellen Wesen, das aus Werten, Wünschen, Zielen und persönlichen Erfahrungen besteht.

Merke: „Bewerte niemanden, der in einem Sturm segelt, den du selbst noch nie durchfahren hast.“



Und du?

Vielleicht hast du eine neue Perspektive bekommen.

Wie beantwortest du die Frage?

Schreib mir deine Meinung in die Kommentare oder wenn du einen Blog und/oder Bock hast: Schreib einen eigenen Blickwinkelartikel auf und schicke den Link an Tanja von sternenkinder.org.

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