My KISS for you

  • Erkenne, wenn du im „falschen Zug“ sitzt.
  • Heilung beginnt, sobald du Verantwortung für dein Leben übernimmst.
  • Begegnungen zeigen den Weg zurück zu dir selbst.

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Autorin: Carmen Eckstein

Carmen Eckstein hat ihre erste Karriere in Uniform verbracht. Statt Dienstpläne schreibt sie heute ihre eigene Geschichte. Sie verschlingt Bücher wie andere Muffins, näht sich ihre eigene Garderobe und knotet Makramee-Schmuck.

Die Autorin ist Mutter eines erwachsenen Sohnes und lebt in Potsdam. Diese Geschichte ist ihre erste literarisches Premiere und es wird nicht die letzte sein.


Thema: Gesundheit

Unterthema: Körper

Magic 8

Gechannelt von Marion Glück

  1. Seele
  2. Geist
  3. System
  4. pflegen
  5. verkörpern
  6. Alter
  7. beeinträchtigt
  8. weiblich


Das ist Carmens Geschichte


Was kostet die Rückfahrt

Vor nicht allzu langer Zeit las ich den Spruch „Je länger man im falschen Zug sitzt, desto teurer wird die Rückfahrt.“

Ich saß gefühlt 17 Jahre in einem Zug, der in die falsche Richtung fuhr.

Vermutlich war es am Anfang eine angenehme Fahrt, aber rückblickend fing das Drama bereits an, als ich gerade einmal 10 % der Strecke zurückgelegt hatte.

Obwohl ich auf meiner Reise tolle Begegnungen in verschiedenen Zügen erleben durfte, hätte ich mir doch gewünscht mein Zug hätte etwas früher einen Halt eingelegt.

Da gab es beispielsweise eine Frau, nennen wir sie Heike.

Ich lernte sie auf meiner Fahrt von Berlin nach Koblenz in einem völlig überfüllten ICE kennen.

Ich saß in Bluse und Anzughose, mit einem Laptop auf den Knien, vor der Zugtoilette auf dem Boden, obwohl ich eine Sitzplatzreservierung hatte.

Heike erging es ganz ähnlich.

Allerdings war sie körperlich beeinträchtigt, ging an Krücken.



Wir kamen ins Gespräch.

Sie erzählte mir, wie sehr sich alles verändert hatte, seit ihr Mann nicht mehr Teil ihres Lebens war.

Ich weiß nicht mehr, ob er sie verlassen hatte oder ob er verstorben war, letztlich war es für den Ausgang der Geschichte unerheblich, es führte zum selben Ergebnis.

Sie musste ihr Leben in die eigenen Hände nehmen.

Sie erzählte von einem neuen Job, einem kompletten Neustart in einer neuen Stadt und dass sie sich selbst neu erfinden musste, in einem Alter von fast 60 Jahren.

Damals hörte ich mir ihre Lebensgeschichte mehr oder weniger emotionslos an, nicht wissend, dass mich bald ein ähnliches Schicksal ereilen würde.

Nur wenige Monate später zerbrach mein bis dahin so komfortables und sicheres Leben in tausende Teile.

Ich wurde von meinem damaligen Partner, wie in einem schlechten Film, durch eine vermeintliche Freundin ersetzt.

Plötzlich hatte ich von einem auf den anderen Tag kein Zuhause, keine Beziehung, kein soziales Umfeld und es existierte auch kein Freundeskreis mehr, den es zu pflegen galt.

Noch viel schlimmer wurde die Situation für mich, als mir bewusst wurde, dass all meine Zukunftspläne zu Staub zerfallen waren.

All die wunderbaren Ideen, die ich für die näher rückende Pension geschmiedet hatte, verpufften.

Im Geist sah ich mich im freien Fall, als wäre ich rückwärts getaumelt und über eine Kante in ein bodenloses, schwarzes Loch gestürzt.

Nicht nur mein „Außen“ wurde nachhaltig zerstört, ich konnte förmlich fühlen, wie das „Innen“, wie meine Seele zerbrach.

Das Gefühl kannte ich doch schon?!

Jahre zuvor hatte ich eine ähnliche Situation ertragen und überlebt.

Damals verursachte meine berufliche Situation einen deutlichen Riss in meinem Leben, der mir einen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik bescherte.

Der gravierende Unterschied war jedoch, dass ich damals ein funktionierendes Umfeld hatte.

Dachte ich.
Das System Selbsttäuschung funktioniert so wunderbar einfach und ist dabei fast unsichtbar.


Nachdem ich dieses Mal krachend zu Boden gegangen war, brauchte ich einige Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen.

Als ich endlich wieder aufrecht stand und das Gefühl hatte, auch wieder frei atmen zu können, vertrieb ich alle bitteren Gedanken an mein früheres Leben, klopfte mir den Staub ab und beschloss, dass ich mich einem fremdbestimmten Schicksal nicht ergeben würde.

Ich wurde aktiv.

Ich begann mit kleinen Schritten, sprichwörtlich.

Ich ging immer mal wieder spazieren, dann immer öfter und irgendwann wurden daraus regelmäßige Workouts, weil ich spürte, wie ich durch die aktive Bewegung langsam zu heilen begann.

Diese Routine habe ich bis heute beibehalten.

Ich ernährte mich wieder gesünder. I

n den richtig schlimmen Phasen meines Absturzes, der eigentlich eine handfeste Depression war, ernährte ich mich hauptsächlich von Industriezucker und hochverarbeiteten Knabbereien.

Ich veränderte mich.

Körperlich, aber auch mental.

Ich wurde stärker und ich bekam einen anderen, einen klareren Blick für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

An diesem Punkt begann ich auch wieder am sozialen Leben teilzunehmen.

Ich fokussierte mich ganz auf mich selbst, lernte mich tatsächlich das erste Mal in meinem Leben so anzunehmen, wie ich war und verstand endlich, was Selbstliebe bedeutet.

Ohne die professionelle Unterstützung meines ausgezeichneten Therapeuten hätte dieser Prozess ganz sicher erheblich länger gedauert.

Während dieser Zeit habe ich sehr viel über mich, über meine sehr lange Reise in die völlig falsche Richtung, über die verschiedenen Protagonisten und über das Leben selbst gelernt.

Eine liebgewonnene Gewohnheit blieb, ich war auch weiterhin mit dem Zug unterwegs und traf Menschen, die mich wirklich beeindruckt haben.

Da gab es diesen älteren Herren, den ich auf einer Fahrt von Berlin nach Osnabrück kennenlernen durfte.

Ich saß allein in einem Abteil des IC Amsterdam Centraal und freute mich diebisch über diesen glücklichen Umstand.

Plötzlich öffnete sich die Tür des Abteils und ein etwas ungepflegter, älterer Mann trat ein.

Ich versuchte zu ergründen, welches Problem er hatte.

Er wirkte irgendwie verwirrt auf mich, verhielt sich seltsam.

Ich sprach ihn an, fragte, ob ich ihm behilflich sein könnte.

Er wirkte sofort erleichtert und erwiderte, er wisse nicht, ob er im richtigen Abteil, geschweige denn im richtigen Zug sei, er wäre über 80 Jahre alt und fast blind.

Während ich das schreibe, kommen mir die Tränen, weil mich in solchen Momenten nicht nur meine eigenen Gefühle überwältigen, sondern auch die meines Gegenübers.

Ich übernahm kurzzeitig die Regie in dieser Situation und prüfte das Ticket des Mannes.

Er war im richtigen Zug und gemeinsam beschlossen wir, dass er auch im richtigen Zugabteil gelandet war.

Aus heutiger Sicht war dies eine sehr gute Entscheidung, denn die fast vierstündige Fahrt verging viel zu schnell.

Wir sprachen über Gott und die Welt, unterhielten uns über Politik, Kultur und besonders angeregt über Literatur.

Er erzählte von seinem bewegten Leben, was mich wirklich faszinierte und was ich definitiv genoss.

Beim Abschied wünschten wir uns alles Gute und hofften, wenn auch eher unwahrscheinlich, auf eine erneute gemeinsame Zugfahrt.

Der ältere Herr wurde in Osnabrück am Bahnsteig von einer Bekannten erwartet, welche unseren Abschied miterlebte und erstaunt wahrnahm, wie achtsam und zuvorkommend fremde Menschen miteinander umgehen können.
Ich fühlte ihren anerkennenden Blick auf mir, als ich mich umdrehte und ging.

Warum hat mich diese Begegnung so berührt und nachhaltig beeindruckt?

Ein fremder Mensch, der sein Leben schon fast gelebt hatte, an der Uni gelehrt und zum vermeintlichen Ende hin sein Augenlicht fast verloren hatte, gab mir in wenigen Stunden das Gefühl, dass das Leben lebenswert ist, egal wie lange man in die falsche Richtung läuft oder fährt, solange man den Fehler bemerkt und einen Weg in die richtige Richtung einschlägt.

Der Zeitpunkt spielt keine Rolle.

Ich habe diesen Weg für mich gefunden.

Ich habe vieles neu erlernen müssen.

Ich musste mich selbst neu kennenlernen.

Während der sehr langen Reise hatte ich mich verloren, hatte nicht nur meine Weiblichkeit, sondern auch zum Großteil meine eigene Identität aufgegeben und es nicht einmal bemerkt.

Heute, 2,5 Jahre nach diesem großen Crash, führe ich ein wunderbares Leben, in einer wunderschönen Stadt, in die ich mich immer wieder neu verlieben kann.

Ich habe wundervolle Menschen in meinem Leben.

Ich habe sogar eine ganz besondere, inspirierende Freundin zurückbekommen, die ich in den Jahren zuvor verloren glaubte.

Dafür bin ich unendlich dankbar.

Ich bin kein neuer Mensch, sondern die Person, die ich war, bevor ich Anfang der 2000er in den falschen Zug einstieg, nur eben mittlerweile um sehr viele Erfahrungen, Erkenntnisse und Begegnungen reicher.

Ich bin ein sehr glücklicher Mensch, zumindest an den allermeisten Tagen.

Ohne die Hilfe der vielen, tollen Menschen in meinem Umfeld, ob nun Familie, Freunde oder Therapeuten, hätte ich die richtige Reiseroute nicht so schnell einschlagen können und ich wäre vermutlich auch nicht so konsequent auf diesem Weg geblieben.

Es war ein steiniger Weg, aber definitiv der Richtige.

Was mich zu einer letzten Begegnung führt, die ich in der letzten Woche in meiner Heimatstadt hatte.

Ein junger Mann stand in der total überfüllten Tram neben mir, wir hatten beide Kopfhörer auf bzw. in den Ohren.

Soweit erst einmal nichts Besonderes.

An der nächsten Haltestelle sah er mich an, wies mich lächelnd, dezent und ohne Worte darauf hin, dass jemand hinter mir aussteigen wollte.

Ich nickte und lächelte zurück.

In den nächsten knapp 10 Minuten durfte ich miterleben, wie dieser junge Mann an jeder weiteren Haltestelle, wenn nötig, ausstieg, um Anderen den Ein- und Ausstieg zu ermöglichen.

Als an einer der Haltestellen eine ältere Dame trotz mehrfacher Versuche die Tür der Tram von außen nicht öffnen konnte, übernahm er dies aus dem Inneren, völlig selbstverständlich und ohne Dank zu erwarten.

Dieser junge Mann verkörperte sehr eindrucksvoll durch seine mit Leichtigkeit gelebte Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft den perfekten „Pfadfinder“, durch ihn wurde mir in diesem Moment erneut bewusst, wie mühelos man den richtigen Weg wählen kann.


Buchtherapieanteil

Die Entscheidung fiel mir sehr leicht, weil ich die gewählte Metapher einer langen Zugfahrt oder Reise sehr treffen finde.

Die Symbolkraft dahinter, niemals wieder Stillstand zuzulassen, in Bewegung zu bleiben, sich weiterzuentwickeln treibt mich an, gibt mir die richtigen Impulse.

Die Ereignisse fanden während eines Zeitfensters von ca. 2 Jahren (Anfang 2024 bis heute) statt.

Jede einzelne Begegnung oder Lebensgeschichte hat bei mir Spuren hinterlassen und führte zu einer Analyse und im Nachgang zur Selbstreflektion.

Und du?

Kommt dir vielleicht einiges aus dieser Geschichte bekannt vor?

Ein diffuses Gefühl, das dir signalisiert „hier stimmt etwas nicht“?

Ein kurzes Zögern, Innehalten und dann gehst du darüber hinweg, ohne etwas zu verändern?

Ganz oft ist das Bauchgefühl richtig, aber die innere Stimme ist noch zu leise.

Vielleicht fühlt sich deine Situation an, als wärst du im Leben angekommen.

Vielleicht verwechselst du manchmal das Gefühl von Sicherheit mit glücklichsein.

Vielleicht ist genau dieses Gefühl, alles was du brauchst, um zufrieden zu sein.


Aber wenn dieses Gefühl allein nicht (mehr) ausreicht, höre genauer hin, verpasse die leisen Botschaften und Signale nicht.

Steige aus dem Zug aus.

Das Gute ist, du kannst es lernen, trainieren.

Du wirst besser im Hinsehen und -hören, wenn du dazu bereit bist.

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