12 Neue Leben Selbst[Ver]Suche Sebastian Kühn

Er: Eines Tages werden wir sterben.

Sie: Aber jeden anderen Tag können wir bewusster leben.

12 Neue Leben: Selbst[ver]suche von Sebastian Kühn

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Im Juni 2023 nahm ich an einer 10-tägigen Workation mit vielen anderen Unternehmern teil.

Das Wort Workation ist eine Mischung aus den Worten Arbeit (engl. work) und Urlaub (engl. vacation).

Auf eben diesem Unternehmerurlaub lernte ich Sebastian Kühn, den Autor des Buches 12 Neue Leben: Selbst[ver]suche, kennen.

12 Neue Leben Selbst[Ver]Suche Sebastian Kühn


Während schon zu Beginn am Eingang auf der Fensterbank Bücher und Kartenspiele zum Mitnehmen auslagen, wurde ich erst später darauf aufmerksam.


Ich folgte der konkreten Aufforderung auf dem gelben Klebezettel, der mein Lesezeichen wurde:

Zum Spielen, Lesen & Mitnehmen.


Auf die 12 Selbstversuche von Sebastian Kühn war ich gespannt und hielt das letzte Buch zufrieden in der Hand.

Das letzte Buch meine ich in diesem Sinne: Es war das letzte Exemplar auf der Fensterbank.
Es ist das letzte Buch, dass er veröffentlicht hat.
Aber es ist definitiv nicht „das letzte Buch“ im Sinne von „geht gar nicht“. Ganz im Gegenteil.

Sebastian war bereits abgereist und ich freute mich, ihn auf diese Weise besser kennenzulernen. Ich hatte jedenfalls meine Urlaubslektüre gefunden.

Worum geht’s in dem Buch „12 Neue Leben: Selbst[ver]suche„? Eine Zusammenfassung des Buches in meinen Worten

Sebastian beschreibt sein Jahr 2018.

Ein sehr bewegendes Jahr für ihn.

Er geht auf eine Entdeckungsreise.

Jeden Monat erkundet er die Welt in einer anderen Rolle – und dabei kommt sich Sebastian selbst ein gehöriges Stück näher.

Wer spielt in diesem Buch eine Rolle

Sebastian – er schlüpft in verschiedene Rollen, verlässt seine Komfortzone, bleibt und wird gleichzeitig Sebastian.

Klingt merkwürdig. Ich weiß.

Du solltest das Buch lesen, dann verstehst du, was ich meine.

Der Rollenverteilungsplan und was ich aus dem Buch lernte

Januar

Sebastian ist „Der Anonyme“:  Er versucht, ohne Datenspuren durch die Welt zu kommen und erkennt, wie weit wir mit unserem Grundrecht auf Privatsphäre gekommen sind.

Ich stellte mir am Ende die Fragen: Wie viel Freiheit bin ich bereit für Sicherheit aufzugeben, die es nicht gibt? Welchen Preis zahle ich und habe ich wirklich eine Wahl?

Februar

Sebastian probiert sich als „Der Frutarier“: Er ernährt sich nur von Früchten und Nüssen und stößt dabei an unerwartete Grenzen.

Mir fiel der kleine Scherz eines Freundes wieder ein: „Ich bin Frutarier 4ten-Grades. Ich esse nichts, was einen Schatten wirft.“


März

Sebastian schlüpft in die Rolle „Der Philanthrop“: Er vollbringt viele gute Taten, redet in diesem Kapitel darüber und hinterfragt das Warum.

Mir wird bewusst, dass Spenden verschiedene Formen hat. Neben Geld kann ich Kompetenz und Zeit spenden.

April

Er ist „Der Muskelmann“: Aus einem Waschbärbauch will er einen Waschbrettbauch machen. Er beweist sich selbst, was Disziplin und Willenskraft ausmachen.

Asche auf mein Haupt. Ich bekam durch ihn die Erinnerung, dass ich eine Karte für die Fitte hatte. Allerdings ging ich seit Monaten nicht hin. Ich habe daraufhin die Mitgliedschaft gekündigt.

Mai

Sebastian wird „Der Selbstversorger“: Er verzichtet auf Vieles und lernt dabei einen anderen Reichtum des Lebens kennen.

Ich habe direkt im Anschluss den Ort gegoogelt. Das klingt nach kompletter Entschleunigung und steht auf meiner „Ausprobieren“-Liste.


Juni

Sebastian übernimmt die Rolle „Der Naturist“: Kein Filter. Kein Make-up. Keine Klamotten. Er lebt einfach nackt.


Allein die Vorstellung an diesen Monat brachte mich an meine Schamgrenze. Keine Hose – kein Problem? Oder wird schon durch die Bezeichnungen „Schambereich, Schambein, Schamlippe“ ein „sich für seine Nacktheit schämen müssen“ impliziert?
Ich bin sensibler geworden, wenn es um das Thema Bodyshaming geht und achte bewusster auf die Kommunikation in meinem Umfeld.


Juli

Er probiert sich als „Der Müllsammler“: In einem Rucksack schleppt er seinen Müll mit sich herum und gewinnt noch mehr Bewusstsein.

Ich erinnerte mich an die Müllsammelaktion meiner Freundin an der Uni.
Natürlich unterstützte ich meine Freundin bei der Aktion.
Innerlich war ich damals sauer, weil ich anderen den unachtsam weggeworfenen Müll hinterherräumte.
Heute schwört dieselbe Freundin auf Menstruationstassen anstelle von Tampons und Binden, während ich erneut an meine Grenzen stoße.


August

Sebastian lebt als „Der Einsiedler“: Er lebt einen Monat abgeschieden von anderen Menschen in einer schwedischen Blockhütte und lernt dabei den Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit.


Und ich? Ich freue mich für ihn, dass er diese Erfahrung machen konnte.
Ich fühlte mich ihm verbunden, da ich ähnliche Erkenntnisse während der Vipassana Mediation 2020 machen konnte.
Meine Corona-Isolation lief genau deshalb für mich wie ein Länderspiel, denn ich fühlte mich niemals einsam.


September

Der Autor ist einen Monat lang „Der Schlaflose“: Er probiert den polyphasischen Schlaf aus und verteilt seine Nachtruhe auf 20-minütige Powernaps über den Tag.

Ich war total fasziniert, wurde jedoch bei der Vorstellung, nur 20 Minuten am Stück zu schlafen, aggressiv.

Oktober

Er übernimmt die Hauptbesetzung in „Der Pilger“: Er läuft 600 Kilometer durch Italien und erweitert dabei seinen Horizont.

Ich fühlte mich inspiriert und werde im Oktober den Harzpilgerweg laufen.
Mir reichen jedoch die knapp 100 Kilometer.
Schließlich plane ich ein, dass ich mich eventuell verlaufe.


November

Sebastian ist „Der Sinnsucher“: Er spricht mit anderen Menschen über den „Sinn des Lebens“ und stellt fest, dass unterschiedliche Worte am Ende, das Gleiche meinen.

Meine Erkenntnis: Um mir meine eigene Meinung zu Themen zu bilden oder mir helfen zu lassen, ergibt es Sinn mit Menschen darüber zu sprechen, die genau das erlebt und durchfühlt haben.
Nicht aufgrund von Hören-Sagen „Der Freund meines Freundes, dessen Schwester kennt jemanden“ oder „Hab‘ ich in einem Buch gelesen“, sondern die echte eigene Lebenserfahrung.
Wobei ich den Buchtipp gerne annehme.

Dezember

Am Ende des Jahres ist Sebastian „Der Selbstoptimierer“: Er macht eine Inventur der besonderen Art. Es wird alles gemessen, gezählt und festgehalten. Zeit, Lebensmittel, Herzfrequenz.

Ich fühlte mich bestätigt in meinem Denken: Wer ständig optimiert, steht seinem Glück im Weg.
Einfach sein – bleibt meine Devise.

Schreibstil – Sprache – Stimmung

Der Autor erzählt aus seiner Perspektive.

Leicht. Manchmal leidenschaftlich und immer wieder auch lustig.

Er trifft genau meinen Humor und ich erwischte mich dabei, wie ich laut loslachte.

Ich hatte das Gefühl, dass er mir seine Geschichte erzählt.


Begeistert war ich von seinen Sprachbildern.
Abgesehen davon teilt er sein Wissen und ich bekam einen Einblick in Welten, die mir bisher verschlossen waren, und die ich teilweise aufgrund seiner Erfahrung auch lieber nicht kennenlernen möchte.

Durch wechselnde Zeitformen fühlte ich mich in meinem inneren Bild vor Augen oft unterbrochen.
Ich konnte nicht komplett seine Perspektive einnehmen, konnte jedoch auch nicht vollständig in der Rolle der Beobachterin bleiben.
Das empfand ich teilweise als anstrengend.


Die Stimmung schwankt – wie im echten Leben. Als Leserin konnte ich sehr gut mitfühlen. Gleichzeitig gelang es mir, meine eigenen Gefühle wahrzunehmen, wenn ich mir nur vorstellte, dass ich in dieser Situation sein könnte.
Das war eine sehr interessante Erfahrung und ermöglichte mir eine intensive Innenarbeit.


Darüber hinaus sind die Kapitel nicht zu lang. Sie sind immer wieder in einzelne Tage unterteilt, in denen er auch zurückblickt und mich abholt und wieder mitnimmt.
Ich hatte das Gefühl, dass ich das ganze Jahr dabei war und nichts verpasste.

Freiheit bedeutet sich nicht verstellen zu müssen.

Sebastian Kühn


Hier bekommst du einen Einblick

Diese Stelle war für mich besonders interessant, ermöglichte mir einen Blick in eine andere Welt.
Die Welt des Darknets.
Gehört hatte ich schon viel darüber und die Erfahrung von Sebastian als er „Der Anonyme“ ist, veränderte mein Denken.

Das Darknet ist gewissermaßen ein anonymes Netz. In Foren, Chaträumen und Onlineshops werden ohne Zensur und Überwachung menschliche Bedürfnisse wie Neugierde, unausgesprochene Bedürfnisse, perverse Leidenschaften und extreme Ideen ausgedrückt und befriedigt. Das negative Image beruht auf den vielen kriminellen Aktivitäten, die sich hier abspielen, vom Waffenhandel bis zur Kinderpornografie. Obwohl der Besuch nicht per se verboten ist, handeln nach Schätzungen um die fünfzehn Prozent der Seiten mit illegalen Produkten. (…)

Eine Bulimiekranke schreibt etwa darüber, wie sie ihre Essstörungen im Alltag versteckt. Sie schämt sich für ihre Essanfälle, kann sich aber niemandem anvertrauen. Die Kommentare, die sie im Darknet-Forum bekommt, sind positiv und einfühlsam. Sie helfen zwar nicht bei der Heilung, lindern jedoch den Schmerz. Anders als bei Ärzten und Therapeuten fühlt sich die Betroffene hier verstanden. Es ist egal, dass es sich um wildfremde Menschen handelt, die hier komplett anonym unterwegs sind.

In einem Selbstmordforum tauschen sich Suizidgefährdete über Methoden, sich das Leben zu nehmen, aus. Es gibt ein Unterforum, in dem sogar Pakte geschlossen werden, um gemeinsam mit einem Partner zu sterben. Begrüßt werde ich auf dieser Seite mit dem Slogan »Sorry you‘re here.« Ist das Ironie oder ehrliches Mitgefühl?

Ich frage mich, ob solche Orte noch existieren müssten, wenn wir offener mit Tabuthemen umgehen würden. Betroffene sehen in den verborgenen Foren anscheinend ihren einzigen Ausweg, da ihre Ausprägungen in der normalen Welt als unnormal verurteilt werden. Dieser Flucht in eine Parallelrealität könnte mehr Verständnis sicher entgegenwirken.

Sebastian Kühn im Buch „12 Neue Leben: Selbst[Ver]Suche“


Auch diese Stelle im Kapitel „Der Naturist“ ist für mich eine schöne Erinnerung:

Oft packte ich meine Sachen, sobald ich mit mir selbst oder den Umständen unzufrieden war. Es hat eine Zeit gedauert, bis mir klar geworden war, dass für mich jede neue Reise nicht nur eine Suche, sondern auch ein Weglaufen bedeutete. Das Problem dabei war, dass ich zwar so schnell laufen konnte, wie ich wollte, mich selbst aber überall hin mitnahm. Irgendwann musste ich also anhalten und mir anschauen, was meine Unzufriedenheit ausgelöst hat, anstatt sie vergebens abschütteln zu wollen.

Sebastian Kühn im Buch „12 Neue Leben: Selbst[Ver]Suche“


Immer wieder lässt der Autor mich an seinen Gedanken, Fragen und Erkenntnissen teilhaben. Gleichzeitig lässt er Fragen unbeantwortet und bringt meine Gedanken in Bewegung.

Vor allem deshalb lohnt sich das Buch.

Wer von diesem Buch profitiert

  1. Menschen, die neugierig sind. Sie können in einen Lebensabschnitt des Autors eintauchen und bekommen ein erstes Gefühl für den Menschen und Unternehmer Sebastian Kühn.
  2. Menschen, die gerne andere Perspektiven zu verschiedensten Themen einnehmen möchten. Der Autor argumentiert seine Perspektiven schlüssig und bleibt vollkommen bei sich. Selbst wenn ich danach noch anderer Meinung war, fühlte ich mich nicht falsch.
  3. Menschen, die sich inspirieren lassen möchten. Sie können sich selbst der ein oder anderen Erfahrung bewusst stellen. Diese Selbst[VER]Suche bergen Wachstumspotential.
  4. Menschen, die mehr Bewusstsein erlangen wollen. Über das Buch kann sich der Lesende sehr gut selbstreflektieren.
  5. Menschen, die bereit sind ihren Horizont zu erweitern und vielleicht eher zu den Couch-Abenteurern gehören. Die Lektüre ist wie in den Urlaub fahren, ohne das Haus verlassen zu müssen. Möglicherweise bringt das Buch sie jedoch dazu, selbst bewusster ihr Leben zu leben.

Wer das Buch nicht lesen sollte

  1. Menschen, die nicht zu den oben genannten Gruppen gehören.
  2. Menschen, die sowieso schon alles wissen. In eine volle Tasse mehr Tee zu gießen ist und bleibt Verschwendung.
  3. Menschen, die Angst davor haben sich selbst in ihrer Vollkommenheit zu entdecken. Immer daran denken, dass die Medaille zwei Seite hat.

Diese 8 Zitate haben etwas mit mir gemacht

  1. Inspiriert mich: „Wir müssen aufbrechen, um anzukommen.“ Neben Mut brauchen wir das SELBSTbewusstSEIN. Also brauchen wir zunächst den Mut nach innen zu schauen, um uns unseres wahren Wesens selbst bewusst zu werden. Am Anfang ist es ein WERDEN kein SEIN.
  2. Lässt mich schmunzeln: „Ein Kräuter hilft der Verdauung. Käse schließt den Magen oder Milch ist gut für die Knochen.“
    Im Stillen ergänzte ich „Von Cola bekommst du schwarze Füße und iss deinen Teller auf, sondern regnet es morgen.“
  3. Bestärkt mich: „Neugierig zu sein, bedeutet gleichzeitig, dass ich mir eingestehe, etwas nicht zu wissen.“
  4. Lässt mich nicken: „Das Gesetz der Anziehung besagt, dass eine positive Einstellung Positives anzieht, genauso wie negative Einstellungen Negatives anziehen. »Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.«, sagt der Volksmund.“
  5. Bestärkt meine Selbstverantwortung: „Die Kosten für den vermeintlichen Zugewinn an Sicherheit bezahlen wir letztendlich mit der Aufgabe unserer Freiheit.“
  6. Lässt mich widersprechen: „Intrinsisch motiviert zu sein, bedeutet, die Herrschaft über mich selbst zu haben. Wenn ich ein Ziel verfolge, das sich für mich stimmig anfühlt, bin ich von Belohnung oder Bestrafung unabhängig.“
  7. Lässt mich reflektieren: „Ich glaube fest daran, dass die Welt mir immer einen Spiegel vorhält. Ärgere ich mich über meine Freundin, dann sehe ich in ihr einen Teil von mir, den ich nicht besonders mag.“
  8. Lässt mich bewusster einkaufen: „Was für mich gar nicht funktionierte, war die Alternative zum Deoroller. (…) Ansonsten war es erstaunlich leicht, im Badezimmer auf sämtliche Plastik- und Wegwerfverpackungen zu verzichten.“

Welche Fragen für mich noch offen sind.

  1. Ob es wohl möglich wäre im Darknet eine andere Art der Therapie anzubieten? Zum Einstieg in Form dieses Buches? Oder gehören die Menschen dort zu den Menschen, die das Buch nicht lesen sollten?
  2. „Genauso wie Dunkelheit die Abwesenheit von Licht ist, ist das Gute eben doch ganz einfach die Abwesenheit des Schlechten.“ Wer definiert das Gute und das Schlechte (für den Einzelnen und die Allgemeinheit)? Ist es nicht von jedem Individuum und den gelebten Werten abhängig?

Sternenbewertung für das Buch 12 Neue Leben: Selbst[Ver]Suche

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Die Reise des Autors ist interessant, spannend und eröffnet mir neue und andere Perspektiven. Für meine eigene Buchtherapie war das Buch bestens geeignet.

Ich hatte Freude daran mich durch Sebastians Geschichte erneut mit meiner Selbstsuche zu beschäftigen und mich noch besser kennenzulernen.

Über den Autor des Buches 12 Neue Leben: Selbst[Ver]Suche

12 Neue Leben Selbst[Ver]Suche Sebastian Kühn


Seit 2012 lebt Sebastian Kühn als digitaler Nomade ohne festen Wohnsitz.

Sein E-LAN ist dort am höchsten, wo Wärme und W-LAN aufeinandertreffen.


Er gründete 2014 sein Unternehmensnetzwerk Wireless Life für ortsunabhängige Unternehmer und verdient seinen Lebensunterhalt als Autor, Berater für Aussteiger und Veranstalter von Workshops und Konferenzen im Team von Citizen Circle.


Autorenfoto: Andy Redekop


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